Es gehört zum Kulturknigge, dass bei Kirchenmusik zwischen den einzelnen Sätzen eines Werkes nicht geklatscht wird. Und so ruhten anlässlich des großartig von der Neuen Chorgemeinschaft, dem Barockensemble „Sans-Souci“ sowie den Solisten Alice Oskera-Burghardt (Sopran), Florian Mayr (Altus), Markus Roberts (Tenor), Klaus Schredl (Bariton) und Tobias Skuban (Orgel) vorgetragenen Konzerts mit der Musik Johann Michael Haydns die meisten Hände das Programmheft festhaltend.
Die Versuchung mitzuklatschen war ziemlich groß, denn die Freude über bestens Dargebotenes war enorm. Einerseits weil es Konstantin Köppelmann, dem musikalischen Leiter des Vaterstettener Chores exzellent gelungen war, in nur wenigen Proben die einzelnen Klangkörper zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden.Andererseits wurde auch der Mut belohnt, wieder mit weniger in der Breite bekannten Werken die Schönheit und Vollendung der Musik das Ohr des Publikums zu erreichen. Schließlich blieb der Bekanntheitsgrad Johann Michael Haydns stets im Schatten des großen Bruders Joseph Haydn, obwohl er viele wunderbare Quellen höchst anspruchsvoller geistlicher Musik bietet.
Dramaturgisch gut aufgebaut war das Jahreskonzert des Vereins in der Pfarrkirche Maria Königin in Baldham und spiegelt in der Reihenfolge auch die Reifung des Künstlers, dem man gerne großen Einfluss auf den jungen Mozart nachsagt. die Einbindung einer C-Dur Kirchensonate von Mozart galt nicht nur der Verbindung der beiden Komponisten, sondern bot dem Barockensemble „Sans-Souci“ die gelungene Chance, auf teils historischen Instrumenten einen eigenen Glanzpunkt zu setzen.
Mittelpunkt aber nicht Höhepunkt wurde Haydns Chiemseemesse. Es gelang dem Chor, im Credo wunderbar emotional als auch kraftvoll die Freude der Auferstehung wiederzuspiegeln, ebenso wie die Gesangssolisten eine einfühlsame und harmonische Beschreibung der österlichen Historie wiedergaben. Köppelmann gelang es, auch im finalen dona nobis pacem des Agnus Dei die Präsenz seines ca. 60 stimmigen Chores bestens herauszuarbeiten.
Zum absoluten Höhepunkt dieses wirklich glanzvollen Abends gestaltete sich das auf Psalmen aufgebaute Completorium C-Dur. Diese großartige Vertonung der Psalmen ausschließlich für Chor und Orchester war ebenso eine textlich angenommene Herausforderung wie auch gegenseitiger Antrieb der Klangkörper von Stimme und Instrumenten in drängenden Rhythmen.
Wer die Vaterstettener Chorgemeinschaft schon länger begleitet, dürfte festgestellt haben, dass dieser Abend mit dem abschließenden Werk mit Sicherheit zu den Höhepunkten musikalischen Schaffens in nun 14 Jahren seit der Gründung gehört.
(Wilfried Gillmeister)