„Generalprobe und Premiere in einem“

Neue Chorgemeinschaft begeistert mit selten zu hörenden, romantischen Werken

Eigentlich gab es anlässlich des Konzerts der Vaterstettener Neuen Chorgemeinschaft in der renovierten Pfarrkirche Zum Kostbaren Blut Christi ein noch nicht so recht beachtetes Jubiläum. Schließlich steht die nun auch nicht mehr ganz neue, zweimanualige Sandner-Orgel seit zehn Jahren. Insofern war das Programm des Chorleiters Konstantin Köppelmann mit ausschließlicher Chor- und Orgelbesetzung trefflich und die Tatsache würdigend gewählt.
Sich und der Linie seines stets in der Größe eines symphonischen Chores auftretenden Klangkörpers treu bleibend, ist Köppelmann wieder in der Notenkiste kostbarer, aber eher selten gespielter Werke fündig geworden. Wieder wählte er Werke romantischer, französischer Komponisten, während man seinem ihn nun auch schon seit Jahren begleitenden Organisten Tobias Skuban unterstellen kann, dass der seine Orgel-Solostücke von Bach (Präludium und Fuge in Es-Dur, BWV 552) selbst ausgesucht hat. Den Chor hat man in dieser Kirche auch schon auf einem um den Altar aufgebauten Podest singen hören. Es lag auch nicht am Kirchennutzungsplan, dass dieses Podest nicht aufgebaut worden war. Bei reinen Chor-/Orgelprogrammen bevorzugt Köppelmann die Nähe beider Klangkörper, und so ging er mit dem Chor dieses Mal auf die Empore.
Das „Ave verum corpus“ des Pariser Organisten Alexandre Guilmant (ab 1871 quasi auf Lebenszeit als Titularorganist in La Trinité) sorgte mit Orgelbegleitung und dynamisch sehr differenziertem Vortrag des Chores ebenfalls als beste Einstimmung für das Hauptwerk des Abends.
Dafür war die „Messe à quatre voix“ des Pariser Komponisten Camille Saint-Saens vorgesehen. Ein demutsvoll getragener Einstieg eröffnete das Kyrie, das in seinen Wiederholungen kraftvoller Bitten die Sopranstimmen hervorhob ohne zuzudecken. Bereits hier erkennbar wurde die geduldige Handschrift Köppelmanns, der seinen Klangkörper nun schon seit mehreren Jahren in Einzelstimmbildung voranbringt. Das Ergebnis: Trotz unterschiedlich zahlenmäßiger Besetzung formte Köppelmann seinen Klangkörper zum ausgewogenen stimmlichen Vortrag. Das macht es auch leichter, Präsenz in Piano-Abschnitten oder dem sehr stimmigen Agnus Dei zu zeigen. Hervorragend präsentierte Tobais Skuban dazu seine angenehme und zurückgenommene Orgelbegleitung.
In den zwei abschließenden Motetten („Justorum Animae und Tu es Petrus“) für Chor und Orgel kam noch einmal Saint-Saens‘ Fähigkeit zum Ausdruck, mit sparsamen Mitteln den Text in eine dichte und aussagekräftige Komposition zu setzen. Auffällig, dass Köppelmann, der die Werke gerne in der Originalsprache vortragen lässt, die italienische der lateinischen Aussprache vorzog.
Es stimmte eigentlich alles an diesem Abend. Der Rahmen, das Orgelspiel, die leichte Musik, die nach der Renovierung verbessert wirkende Akkustik und ein wieder weiter verbesserter Chor.

(Wilfried Gillmeister, Münchner Merkur, Mai 2012)

Neues aus der Chorgemeinschaft

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